Incurabili_Napoli
Incurabili_Napoli

Farmacia Degli Incurabili

Via M. Longo, 50 - Neapel (NA)

Farmacia Degli Incurabili

„Die Farmacia degli Incurabili, die wie durch ein Wunder von den zerstörerischen, politischen und militärischen Ereignissen in Neapel verschont blieb, ist über eine elegante und einzigartige Doppeltreppe zu erreichen und ein großartiges Beispiel für den beeindruckenden neapolitanischen Dekorativismus.“

Mit diesen Worten beschrieb Guido Donatone die berühmteste Apotheke Neapels in seinem Anfang der 70er Jahre verfassten Buch, das ihren einzigartigen Charakter und vor allem ihre außergewöhnliche und vollständige Sammlung von Keramikgefäßen veranschaulicht.

Die Adelige Maria Longa, die nach einem Besuch der Wallfahrtskirche von Loreto auf wundersame Weise von ihrer Lähmung genesen war, begann 1520 ihr barmherziges Werk, um den Ausgegrenzten ihrer Stadt zu helfen, und errichtete ein Krankenhaus mit Apotheke, das noch heute auf demselben Grundstück steht.

Zwei Jahrhunderte später, also im 18. Jahrhundert, wurde dank der Wohltäter, die ihrem Beispiel folgten, eine Villa mit Säulengang und Garten gebaut, um die neue Apotheke nach dem Entwurf des Architekten Vaccaro einzurichten.

So hatten die Armen Neapels ein ähnliches Zuhause wie die Fürsten. Für das Labor wurden 240 Gefäße aus der Manufaktur von Donato Mazza gekauft, in denen alle für die Behandlung benötigten Arzneimittel aufbewahrt werden.

Es handelt sich bei den meisten um Majolika-Gefäße, die mit Landschaften und Figuren in Türkis auf weißem Grund verziert sind; die Gefäße stehen in Wandschränken aus hellem Nussbaumholz mit Kapitellen und Zierleisten. In den dazwischenliegenden Vitrinen hingegen befinden sich Flaschen, die immer noch mit pflanzlichen Salzen gefüllt sind, welche durch Verbrennung aus Heilpflanzen gewonnen wurden.

Dieser eher technische Teil der Apotheke ist beeindruckend, aber der zentrale Raum, in dem die Arzneimittel aufgestellt und ausgegeben wurden, ist mit seinen drei Eingängen und Marmorportalen, die auf einen Säulengang führen, wahrlich einzigartig.

Die Fläche von etwa 15 mal 7 Metern ist in ganz Europa einmalig und der Fußboden mit seinem lebhaften Muster aus blauen und gelb-ockerfarbenen Majolika-Fliesen begeistert jeden Besucher.

Wenn man nach oben blickt, sieht man ein Werk des Kunsttischlers Agostino Fucito: An allen Wänden befinden sich dunkle Barockregale aus Nussbaumholz, die mit goldenen Kapitellen und Zinnen verziert sind. Auch hier stehen zwischen den Regalen große Glasvitrinen, deren goldene Rückwände einen auffälligen Kontrast zu den Holzarbeiten bilden. Die Töpferwaren sind wirklich sehr beeindruckend: Die vierhundert Gefäße unterschiedlicher Höhe (von 24 bis 36 cm) mit, je nach Inhalt, gewölbten oder abgeflachten Deckeln, sind mit Szenen aus dem Alten Testament bemalt – ein weiterer Beweis für die prächtige Saison der neapolitanischen Majolika des 18. Jahrhunderts.

Auf vielen dieser Gefäße ist das Emblem des Krankenhauses zu sehen: ein Kreuz und ein Granatapfel.

Über den Wandschränken befinden sich schwere barocke Stuckelemente und in den Ecken vier Medaillons, welche die führenden Persönlichkeiten der chemisch-physikalischen Wissenschaft des 18. Jahrhunderts darstellen: Volta, Davy, Berzelius und Lavoisier.

Auch die Decke ist nicht einfach nur mit Fresken bemalt: Ein großes Gemälde von Pietro Bardellino aus dem Jahr 1470 zeigt Macaon, wie er einen verwundeten Krieger versorgt.

All dies wird der Großzügigkeit des damaligen Hauptmäzens des Krankenhauses, Antonio Maggiocca, zugeschrieben, dessen Büste über dem hohen Marmorportal thront, das die Apotheke von den hinteren Räumen trennt.